Der Wohnungsmangel wird in Frankfurt immer drastischer. Etwa 2800 Menschen müssen derzeit vom Sozialamt versorgt werden. Um alle unterzubringen, müssen schon Container aufgestellt werden.
Anspruch auf eine Unterbringung durch das Sozialamt haben zum Beispiel Familien, die ihre Wohnung verloren haben, weil sie die Miete nicht mehr zahlen konnten, oder Flüchtlinge aus Eritrea, Afghanistan, Somalia oder Syrien, für deren Unterbringung die Kommune nach einem hessenweiten Verteilschlüssel zuständig ist.
In manchen Kommunen werden Flüchtlinge bereits in Turnhallen untergebracht oder sind ohne Infrastruktur auf zufällige Hilfe der Nachbarschaft angewiesen. Dass es in Frankfurt so noch nicht zugeht, liegt an lang eingespielten Strukturen: Hier beschafft der Evangelische Verein für Wohnraumhilfe seit Jahrzehnten im Auftrag und in enger Zusammenarbeit mit dem Sozialamt aktiv Wohnungen – sowohl Notunterkünfte für Akutfälle als auch langfristige Lösungen. Dazu betreibt er Wohnheime, vermittelt Plätze in Einrichtungen anderer Träger, kooperiert mit Hotels und erschließt vor allem neue Wohnflächen, indem er Liegenschaften anmietet. Im Notfall werden, wie am Grünhof in Eschersheim oder ganz neu im Frankfurter Bogen, auch Wohncontainer aufgestellt.
Tausend zusätzliche Wohnplätze konnte der Verein auf diese Weise im Jahr 2014 in Frankfurt beschaffen. „Wir sind dauernd in der Stadt unterwegs, um Liegenschaften zu finden oder auch Areale, auf denen man Container aufstellen könnte“, so Geschäftsführer Heinz Gonther.
Der Bedarf wird 2015 noch weiter wachsen
Zurzeit gelinge es noch, alle unterzubringen. Doch der Bedarf wächst. Etwa 500 Frankfurterinnen und Frankfurter haben im vergangenen Jahr ihre Wohnung verloren und mussten vom Sozialamt versorgt werden. 800 Flüchtlinge kamen aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen hierher, allein im ersten Quartal 2015 werden es weitere 400 sein.
„Das muss man sich so vorstellen, dass jede Woche dreißig bis fünfzig Personen mit Bussen nach Frankfurt gebracht werden, denen das Sozialamt ad hoc Unterkünfte stellen muss“, sagt Gonther. Kein Wunder: Die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen ist eigentlich für 500 Personen ausgerichtet, derzeit leben dort aber fast 4000 Menschen.
Klein und dezentral statt Sammelunterkünfte
Man setzt in Frankfurt auf kleine, dezentrale Unterbringungen statt auf große Sammelunterkünfte. Im Frankfurter Bogen etwa sollen rund 80 Personen unterkommen. Zwei Techniker, eine Sozialarbeiterin und einen Sozialarbeiter hat der Verein für Wohnraumhilfe eingestellt, um eine reibungslose Einbindung in das Wohnquartier zu gewährleisten.
Weitere Containeranlagen ähnlicher Größenordnung sind in anderen Stadtteilen bereits avisiert. Doch wenn der Bedarf an Wohnraum wie prognostiziert ansteigt, wird das nicht reichen. Wer Wohnungen zu vermieten hat oder von Liegenschaften weiß, die diesbezüglich von Nutzen sein könnten, kann sich unter Telefon 069 9443970 mit dem Verein in Verbindung setzen.