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Von – 10. März 2015

Das effektive Krankenhaus

Das Klinikum Höchst ist noch nicht privatisiert, sondern gehört der Stadt Frankfurt. Es muss aber wirtschaftlicher werden. Der „Sozialethische Arbeitskreis Höchst“ der evangelischen und katholischen Kirche lud ein zur Podiumsdiskussion über die ethischen Grundlagen der Gesundheitsökonomie.

Gesundheit ist ein teures Gut. Wird es bald so teuer, dass Gesundheitsleistungen zugeteilt werden müssen und kranke Menschen schlechter versorgt werden? Diese Frage treibt viele um. Zum Beispiel im Klinikum Höchst. Es ist noch nicht privatisiert, sondern gehört der Stadt Frankfurt; aber um seine Zukunft wird gerungen. Zur Podiumsdiskussion hatte der „Sozialethische Arbeitskreis Höchst“ daher neben dem katholischen Sozialethiker Dietmar Mieth aus Tübingen auch Ulrich Behrens eingeladen, der am Klinikum Höchst für Unternehmensentwicklung zuständig ist, sowie Margarete Wiemer vom Betriebsrat.

Kriterien für Effizienz müssen transparent sein

Für einen „Interessenausgleich der Gesundheitspartner“ angesichts knapper Ressourcen plädierte der Theologe Dietmar Mieth. Es sei nicht grundsätzlich falsch, marktwirtschaftliche Anteile und Erkenntnisse umzusetzen, solange es in der Gesundheitsökonomie eine soziale Kontrolle gebe. Die Kriterien für Effektivität und Effizienz im Gesundheitswesen müssten transparent gestaltet werden, das gehe nicht ohne öffentliche Debatte.

„Es geht uns alle an, wie mit Kranken umgegangen wird“, betonte Mieth. Besonders verletzliche Personenkreise müssten geschützt werden, damit sie Zugang zu den Gesundheitsleistungen erhalten. In der christlichen Sozialethik sei der „Vorrang der Armen“ unverzichtbarer Prüfstein. Grundsätzlich sei aber das Ringen um Effektivität und Effizienz im Gesundheitssystem legitim. Auch eine „Priorisierung“ könne hilfreich sein, wenn etwa Schwerpunkte nach Bedürftigkeit und Dringlichkeit gesetzt würden. Zu vermeiden sei jedoch unbedingt, dass grundlegende Gesundheitsleistungen rationalisiert werden.

„Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, alles ist ökonomisiert“

„Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, und alles ist ökonomisiert“, erklärte Ulrich Behrens vom Klinikum Höchst. Er sei froh, dass die Stadt Frankfurt zu ihrer Verantwortung für die medizinische Grundversorgung stehe und nicht plane, das Krankenhaus zu privatisieren. Betriebsrätin Margarete Wiener kritisierte hingegen scharf, dass Sparmaßnahmen immer zuerst diejenigen treffen, die am wenigsten verdienen. Gleichzeitig steige der Arbeitsdruck auf die Beschäftigten, und es wachse die Befürchtung, Patientinnen und Patienten nicht mehr gut genug versorgen zu können.

Die Gesundheitsfürsorge dürfe nicht dem Markt preisgegeben werden, mahnte die Betriebsrätin: „Wir versorgen Patienten, nicht Kunden“. Das fand Zustimmung im Publikum. Der Sozialethiker Mieth wies darauf hin, dass viel Geld im System „rumrutsche“; bei der Frage, wie es verteilt werden soll, müssten sozialethische Prinzipien zugrunde gelegt werden. Dem konnte auch Unternehmensberater Behrens zustimmen: „Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens, was Gesundheit bedeutet, und was wir dafür ausgeben wollen“.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 10. März 2015 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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