Der Jugendclub Praunheim in der Graebestraße gehört seit 37 Jahren zur Auferstehungsgemeinde. Im Juni 2016 wird dieser Standort geschlossen, weil die Gemeinde Fläche reduzieren muss. Jetzt sucht der Evangelische Regionalverband mit Hochdruck Räume und Sponsoren, damit der Jugendclub erhalten bleibt.
Spaß mit beim Musikmachen im Jugendclub Praunheim der Auferstehungsgemeinde. Neue Räume werden dringend gesucht. Foto: Rolf Oeser
„You are so hypnotizing“ singt Sarah Meurer mit glockenreiner Stimme, das Lied „Catch me“ der amerikanischen Sängerin Demi Lovato. Sarah ist zwanzig, trägt ihre langen Haare offen und ist schwarz angezogen. Begleitet wird sie von Selina Waege an der Gitarre. Auch Selina ist zwanzig und hat ein Bein ihrer Jeans mit rotem Stoff verkleidet. Wie jeden Dienstag proben die Mädchen in dem kleinen, aber mit Keyboard, Gitarren und Schlagzeug gut ausgestatteten Probenraum des Jugendclubs Praunheim.
Heute sitzen auch noch Theodora (20), Maiko (15) und Jasmin (16) auf den Sofas um das Keyboard. Zusammen mit der Musikpädagogin Mina Akcan üben sie Songs, die ihnen gefallen, sowie die Begleitung auf dem Keyboard oder der Gitarre. „Ich komme gerne hierher, weil es hier das Equipment zum Musikmachen gibt, und andere, mit denen ich üben und Spaß haben kann“, sagt Sarah. „Außerdem darf man hier laut sein“, fügt Selina hinzu und setzt sich auch gleich ans Schlagzeug. Sarah und Selina haben im Club auch einen Videoclip mit ihrer Version des Lovato-Songs gedreht, den man auf Youtube anschauen kann.
„Wir sind einer der wenigen Jugendclubs in Frankfurt, die gezielt medienpädagogische Projektarbeit machen“, sagt Johannes Löscher, der den Club seit einem Jahr leitet: „Zum Singen, Rappen, Filmen und Fotografieren kommen nicht nur Mädchen aus Praunheim, sondern auch aus anderen Stadtteilen.“
Der Jugendclub Praunheim in der Graebestraße 2 gehört seit 37 Jahren zur Auferstehungsgemeinde. Aber im Juni 2016 wird dieser Standort geschlossen, weil die Gemeinde Fläche reduzieren muss. Jetzt sucht der Evangelische Regionalverband mit Hochdruck Räume und Sponsoren. Zwar wird der Betrieb des Clubs zum großen Teil vom Jugendamt der Stadt finanziert, aber den Rest muss der Träger selbst aufbringen. Und die Eigenmittel der Gemeinde werden knapper.
„Diese Arbeit ist über Jahre gewachsen“, sagt Löscher. Es gibt Graffiti-Workshops, Yogatage im nahe gelegenen neuen Gemeindehaus, Koch-, Spiele- und Filmabende sowie Ausflüge in den Niddapark oder in die Stadt.
Besonders Mädchen ab 15 haben hier eine Heimat gefunden, aber es kommen auch Jungen. Mit 13, 14 Jahren sind sie etwas jünger als die Mädchen. Sie schauen Musikvideos, spielen Billard oder Kicker, aber nie Playstation, denn die gibt es hier nicht.
Die Sozialpädagogen helfen auch bei den Hausaufgaben und reden mit den Jugendlichen über Ausbildung, Studium und Berufsfindung. „You’ve got me laughing, while I sing“, singt Sarah nach Demi Lovato. Und hofft, dass kreative Jugendliche wie sie noch lange einen Raum in Praunheim haben.
Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".