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Von – 14. März 2015

Mobbing: Eigentlich hilft nur kündigen

Nicht jede harsche Bemerkung ist gleich Mobbing. Aber wenn es wirklich hart auf hart kommt, laufen Vermittlungsversuche meistens ins Leere: Beim zehnjährigen Jubiläum der Frankfurter Mobbing-Hotline gab’s Infos zum Stand der Forschung.

Organisieren die Frankfurter Mobbing-Hotline: Ute Schäfer von der katholischen Kirche, Pfarrer Gunter Volz von der evangelischen Kirche und Roberta Weber von der Gewerkschaft Verdi. Foto: Rolf Oeser

Organisieren die Frankfurter Mobbing-Hotline: Ute Schäfer von der katholischen Kirche, Pfarrer Gunter Volz von der evangelischen Kirche und Roberta Weber von der Gewerkschaft Verdi. Foto: Rolf Oeser

Bei schwerem Mobbing laufen meist alle Vermittlungsversuche in Leere, sagt Dieter Zapf. Der Arbeitspsychologe der Frankfurter Goethe-Uni erforscht seit zwanzig Jahren das Phänomen der Schikanen am Arbeitsplatz. Zwar sei wirklich schweres Mobbing eher selten, aber wenn, dann gebe es kaum einen Ausweg. Die Betroffenen litten dann unter massiven psychosomatischen Beschwerden und Traumata und besäßen „so gut wie keine Möglichkeit, die Situation zu ändern“.

Die von den Kirchen und einigen Gewerkschaften initiierte „Mobbingkontaktstelle Frankfurt-Rhein-Main“ hatte den Experten anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens zu einem Vortrag eingeladen. Das Etikett Mobbing werde mittlerweile recht großzügig verteilt, sagte Zapf, oft auch zu Unrecht. Harsche Bemerkungen zum Beispiel seien noch lange kein Mobbing. Wenn es sich aber um echtes Mobbing handelt, dann seien diese Übergriffe in der Regel nur noch „durch die Trennung von Täter und Opfer zu beenden“. Lässt die Unternehmensstruktur das nicht zu, bleibe nur der Wechsel des Arbeitsplatzes. Da jedoch die Opfer nicht selten sehr dünnhäutig sind und schnell alles auf sich beziehen, rät Zapf zu therapeutischer Unterstützung.

Die höchsten Mobbingquoten verzeichnen soziale Bereiche wie Krankenhäuser oder Kitas, der öffentliche Dienst oder die Kirchen. Meistens sind die Mobber in den Reihen der Vorgesetzten zu finden: „Mobbing ist die Kehrseite eines sicheren Arbeitsplatzes“, sagte Zapf, und nicht von ungefähr ein europäisches Phänomen. In den USA, wo eine Hire an Fire-Mentalität herrscht, spiele Mobbing kaum eine Rolle.

Mobbing kann jedoch gravierende Auswirkungen haben. Es verschlechtert nicht nur das Betriebsklima und verringert damit Leistung und Produktivität des Unternehmens. Mobbing kann sich sogar für Außenstehende als fatal erweisen. Zum Beispiel sterben in Krankenhäusern, in denen im Team einvernehmliches Miteinander regiert, bei Notoperationen sieben Prozent weniger Menschen, so Zapf. Auch Arbeitsunfälle träten seltener auf, wenn das soziale Klima stimmt.

Mobbing-Betroffene können sich dienstags und donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr unter der Telefonnummer 069 830077128 an die Mobbingkontaktstelle Frankfurt Rhein-Main wenden. Die Ehrenamtlichen dort sind in rechtlichen und psychologischen Fragen geschult. Ihre Erste-Hilfe-Leistung ist kostenlos, bei Bedarf vermitteln sie an geeignete Stellen weiter. Infos auch unter www.mobbing-frankfurt.de.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 14. März 2015 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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