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Von – 29. April 2015

Frieden im Olivenhain

Rabbiner Yehiel Greniman gab Einblicke in einen mühsamen Friedensprozess: Seine Organisation „Rabbiner für Menschenrechte“ setzt sich seit 1988 für die Rechte von Palästinensern in Israel und in den besetzten Gebieten ein. Das ist vor allem ein ständiges Bemühen um Dialog.

Rabbiner Yehiel Greniman lebt für den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern. Foto: Ilona Surrey

Rabbiner Yehiel Greniman lebt für den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern. Foto: Ilona Surrey

Was er zu erzählen weiß, klingt nach einer Sisyphusarbeit. Wenn ein palästinensischer Beduine ein Haus baut, wo er kein Haus bauen darf, kommen Bulldozer und machen es dem Erdboden gleich; der Geschädigte bekommt zusätzlich eine Rechnung, die von ihm die Bezahlung der Aktion verlangt. Wenn Israel Palästinensern hingegen auf politischer Ebene Entgegenkommen zeige, fallen israelische Siedler in palästinensische Siedlungen ein und besprühen die Wände mit Graffitis und Todesdrohungen. Was wir machen, sagt Rabbi Grenimann, ist Beten mit den Füßen: Soziale Aktionen als Teil religiöser Praxis – unabhängig von politischen oder religiösen Einstellungen.

Junge Israels helfen bei der Olivenernte

Als Teil dieser Praxis hat sich die Hilfe bei der Olivenernte palästinensischer Bauern etabliert. Freiwillige Helfer, vor allem junge Israelis, die auf diese Weise häufig zum ersten Mal mit Palästinensern in Kontakt kommen, helfen bei der Olivenernte, sorgen dafür, dass die Oliven überhaupt geerntet werden können, wie es eine gesetzliche Regelung von 2006 vorsieht. Gewaltfrei, notfalls unter dem Schutz der israelischen Armee, geht die Ernte vonstatten.

Das Projekt, das Olivenernte und Aufforstung der Olivenhaine verbindet, dient der Begegnung, möchte Vertrauen schaffen und die wechselseitigen Stereotypen auflösen. Darüber hinaus stabilisiert es die Lage von Palästinensern, denn Land, das nicht bewirtschaftet wird, fällt nach zehn Jahren zurück an die israelische Regierung und kann von hier aus neu verteilt werden. Bewirtschaftung verhindern, sagt Grenimann, sei immer möglich, notfalls mit roher Gewalt. Überhaupt scheinen Furcht und Schrecken die gewichtigsten Gegenspieler des Friedens zu sein, zerstören sie doch immer wieder mühsam aufgebautes Vertrauen.

Ein wenig Hoffnung

Darüber hinaus versucht die Organisation „Rabbiner für Menschenrechte“ vielerorts Aufklärungsarbeit, Bildungsarbeit zu leisten: bei Polizei und Armee, in Schulen sowie durch allgemeine Öffentlichkeitsarbeit. Ein wenig Hoffnung, sagt Grenimann, gebe es durchaus, dass die Kräfte, die eine friedliche Koexistenz anstreben, stärker werden; doch was auf politischer Ebene erreicht werde, sei eben längst nicht immer von allen als maßgeblich akzeptiert. Deshalb wollen die „Rabbiner für Menschenrechte“ auf allen Ebenen gleichzeitig wirksam zu sein, institutionell wie auch im unmittelbaren Dialog mit den Menschen. Tag für Tag.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 29. April 2015 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Silke Kirch studierte Germanistik, Kunstpädagogik und Psychologie in Frankfurt am Main und ist freie Autorin und Redakteurin.