Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 15. Mai 2015

Fluglärm erhöht das Herzinfarktrisiko

Um den Zusammenhang zwischen Mobilität, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ging es in der Veranstaltung „Alternativlos auf Achse? Lebensstile und Mobilität“ in der Evangelischen Akademie Frankfurt.

Während insgesamt nur 2,5 Prozent der Bevölkerung Car-Sharing nutzt, ist der Anteil bei den 18- bis 29-Jährigen deutlich höher: Dieses Ergebnis seiner Studie stellte Konrad Goetz vom Institut für sozialökologische Forschung vor. Fünfzehn Prozent der jungen Leute in der Stadt besitzen Chip-Karten von mehreren Car-Sharing-Firmen. Fast alle haben ein Smartphone, um Car-Sharing-Apps zu nutzen, und sind außerdem überdurchschnittlich viel mit anderen Verkehrsträgern wie Fahrrad, S-Bahn oder Bahn unterwegs. Diese jungen Leute betrachten das Auto nicht als Statussymbol, sondern als „Geldvernichtungsmaschine“, wie Goetz in zahlreichen Interviews erfahren hat. Zugang zu einem Auto zu haben, sei heute nur noch ein Symbol des Dabei-Seins.

Wirtschaftlich, politisch und sozial ausgeschlossen sind dagegen Menschen, deren Mobilität eingeschränkt ist, wie Georg Wilke vom Institute for Climate, Environment an Energy in Wuppertal erforscht hat. „Das Einkommen wirkt sich deutlich auf die Wege-Häufigkeit aus“, sagte der Forscher. Menschen mit Grundsicherung, die nur 23 Euro im Monat für Mobilität ausgeben können, ziehen sich nach seinen Studien auch geistig immer mehr zurück. Dieser Zusammenhang müsse politisch viel stärker reflektiert werden, forderte er.

Bei der anschließenden Diskussion über Flugverkehr und Nachhaltigkeit waren Fluglärmgegner und Vertreter der Fraport sich nur in einem Punkt einig: Für den Flugverkehr müssten internationale Standards gelten, gerade auch für die neuen Flughäfen in Dubai und Istanbul. Nur so könnten Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden und der Flughafen Frankfurt gerate nicht noch mehr unter Druck. „Im Vergleich zu den anderen sind wir auf unser Nachtflugverbot fast stolz“, sagte Pierre Dominique Prümm, Geschäftsbereichsleiter Flug- und Terminalbetrieb von der Fraport AG. „Außerdem müssen laute Flugzeuge bei uns mehr zahlen als leise.“

Ein Innenstadtflughafen wie Frankfurt könne aber nicht nachhaltig sein, unterstrich Helmut Mader, Vertreter der Frankfurter Bürgerinitiativen gegen Fluglärm. „Nicht zuletzt ist erwiesen, dass das Herzinfarktrisiko in Gegenden mit Fluglärm um fünfzig Prozent steigt.“

Die neue Landebahn ist zwölf Kilometer von der nächsten Wohnsiedlung entfernt, argumentierte dagegen Prümm. In Stuttgart, Hamburg, Berlin, London, Paris und Madrid seien die Flughäfen sogar noch stadtnäher.

„Da Dubai und Istanbul ohnehin die Umsteigeflughäfen der Zukunft sind, ist die neue Landebahn und der Terminal 3 in Frankfurt ein auslaufendes Geschäftsmodell für die Fraport“, erklärte Mader. Prümm entgegnete, in der arbeitsteiligen, globalisierten Wirtschaft gebe es nichts Effektiveres und Nachhaltigeres als das Drehkreuz Frankfurt im Herzen Europas. Bleibt die Frage, warum Fliegen so billig ist, dass die Einzelteile einer Ware in verschiedenen Ländern der Welt hergestellt und dann wieder „zusammengeflogen“ werden, wie ein Diskussionsteilnehmer formulierte. Regionalität statt Globalität für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung forderte nicht zuletzt Hubert Meisinger, Pfarrer für Umweltfragen der Evangelischen Kirche Hessen Nassau.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 15. Mai 2015 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".