Überall wuchert und breitet sich alles aus: Wunden, Körperöffnungen, Haushaltsmüll, Gewalt, Schmutz. Das muss verpackt und eingemacht werden, oder?
Charlotte Malcolm-Smith malt, strickt und häkelt. Aus den Leinwandbildern, die Comicmotive (von Robert Crumb) und kunsthistorische Stiche (Goya, Dürer und andere) zitieren, wuchern die bunten Fäden aus synthetischer Wolle. Die Ausschnitte aus den meist schwarz-weißen Vorlagen, die Malcolm-Smith wählt, zeigen häufig männliche Körper(teile), versehrt, verunstaltet, gefesselt.
Die Gewalt des Menschen gegen den Menschen, die die Kunstgeschichte konserviert, wird in Malcolm-Smiths Arbeiten noch einmal ausgestellt und zugleich überführt in eine sonderbare Form geschnürter, farbiger Schönheit: „It´s sprouting.“
Der Körper wächst über seine Wunden hinaus, wird eingefasst, von gehandarbeiteten Fäden gehalten: Eingemachtes. Deutsch-gemütliche Häkelei begegnet einem schwarzen schottischen Humor. In Malcolm-Smiths visueller Welt begegnen sich Kunstgeschichte, Handarbeit, Schmerz, Gewalt und Witz auf eine höchst eigentümliche Weise.
In der Weißfrauen-Diakoniekirche hat Malcolm-Smith für ihre Arbeiten gleichsam eine kleine Kapelle aus Stellwänden geschaffen, die den sakralen Raum gleichzeitig aufgreifen und konterkarieren. Die Ausstellung ist noch bis zum 24. Juli zu sehen, jeweils Montag bis Freitag von 12 bis 16 Uhr Weserstraße/Ecke Gutleutstraße.