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Von – 16. Juni 2015

Rat der Religionen: Ilona Klemens gibt Geschäftsführung auf

Pfarrerin Ilona Klemens beendet ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin des Frankfurter Rates der Religionen zum 1. Juli. Die 50 Jahre alte Pfarrerin für Interreligiösen Dialog beim Evangelischen Stadtdekanat möchte wieder neue Schwerpunkte setzen.

Frankfurt: Buchvorstellung im Dominikanerkloster "Frankfurter Antworten auf die Gretchenfrage" von Antje Schrupp. Foto aufgenommen am 30.10.2012 Foto: Rolf Oeser

Ilona Klemens, Pfarrerin für interreligiösen Dialog im Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt, beendet ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin des Rates der Religionen zum 1. Juli. Foto: Rolf Oeser

„Nach sechs Jahren wird es auch einmal Zeit,“ sagte Klemens gegenüber „Evangelisches Frankfurt“. Zudem beinhalte die Geschäftsführung des Rates der Religionen einen großen Anteil an administrativen Aufgaben, die nicht so recht zu ihrem Auftrag passen: „Ich werde als Pfarrerin ja für inhaltliche Arbeit bezahlt.“

Ilona Klemens ist seit 2003 Pfarrerin für interreligiösen Dialog in Frankfurt. 2004 rief sie den Initiativkreis aus interessierten Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionen ins Leben, der fünf Jahre lang das Projekt „Rat der Religionen“ vorbereitete. Seit dessen Gründung im Jahr 2009 war Klemens dann hauptamtliche Geschäftsführerin des Rates, etwa ein Viertel ihrer Arbeitszeit wendete sie dafür auf. „Das war für mich eine wertvolle Aufgabe, da ich ja keine Möglichkeit gehabt hätte, selber Mitglied zu sein“, sagt Klemens. Die Bedeutung des Rates liegt nämlich auch darin, dass dort hochrangige Vertreter und Vertreterinnen der jeweiligen Religionsgemeinschaften mitarbeiten, für die evangelische Kirche in Frankfurt ist das der Stadtdekan.

Gerade der offizielle Charakter des Rates der Religionen hat jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung auch manchmal dazu geführt, dass die große Vielfalt an interreligiösen Initiativen, die es in Frankfurt sonst noch gibt, aus dem Blick gerät. „Ich wurde häufig nur als Geschäftsführerin des Rates gesehen“, erzählt Klemens. „Zum Beispiel fand im vorigen Monat eine jüdisch-christlich-muslimische Studienreise nach Marokko statt, und einige sahen das als Projekt des Rates an, weil ich die Reise leitete. Dabei war es eine trialogische Initiative, die mit dem Rat der Religionen gar nichts zu tun hatte.“

Ein anderes Beispiel sei der Konflikt zwischen dem Rat der Religionen und der Jüdischen Gemeinde, die ihre Mitgliedschaft aufgrund von Äußerungen muslimischer Mitglieder zum Nahostkonflikt seit längerem ruhen lässt. „Dieser Konflikt ändert aber nichts daran, dass es in Frankfurt eine große Anzahl von Kooperationen mit Jüdinnen und Juden gibt“, sagt Klemens, und nennt als Beispiele die regelmäßigen Lesungen „Heilige Texte“, die abrahamischen Teams in Schulen, den Interreligiösen Chor oder die Veranstaltungen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. „Nicht der Dialog zwischen den Religionen ist hier in eine Krise geraten, sondern der Dialog zwischen den Menschen, die dort den Dialog geführt haben“, sagt Klemens. Nicht von ungefähr betont sie immer wieder: „Nicht Religionen führen Dialoge, Menschen führen Dialoge.“

Die offizielle Ebene eines Rates der Religionen sei wichtig als öffentlicher Orientierungspunkt, als sichtbares Beispiel und auch dafür, um sich gemeinsam auf Positionen zu verständigen. „Aber damit das Miteinander in Frankfurt wirklich gelingt, braucht es noch viel mehr als nur ein Gremium“, sagt Klemens, „nämlich Projekte in den Stadtteilen, spirituelle, theologische und lebenspraktische Begegnungen vor Ort.“ Und darum kann sie sich in Zukunft nun wieder mehr kümmern.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 16. Juni 2015 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.