Initiativen für mehr „Willkommenskultur“
„Refugees welcome!“ steht auf den Transparenten. Die Frankfurter Initiative „Project Shelter“ gewinnt immer mehr Unterstützung. Über tausend Menschen folgten im Juni einem Aufruf zur Demo in der Innenstadt. „Project Shelter“ kämpft für ein selbstverwaltetes Zentrum, das Flüchtlingen als Anlaufstelle, Orientierungshilfe und erste Unterkunft dienen soll. Von der Stadt fordern die Aktivistinnen und Aktivisten mehr Unterstützung.
Am selben Tag trafen sich nur einen Katzensprung entfernt, im Dominikanerkloster am Börneplatz, evangelische und katholische Kirchenvertreterinnen und -vertreter aus ganz Hessen, um über Flüchtlingspolitik zu beraten. Es war das erste Mal, dass Mitglieder der evangelischen Kirchensynode und der katholischen Diözesanversammlung des Bistums Limburg gemeinsam tagten. Eingeladen hatten sie Flüchtlinge und Fachleute, die ihre Erfahrungen schilderten.
Am Ende stand eine Erklärung, in der die Kirchen mehr Geld und bessere politische Rahmenbedingungen fordern. „Die pauschale Unterscheidung von unsicheren und sogenannten sicheren Herkunftsstaaten ohne die individuelle Prüfung im Asylverfahren ist diskriminierend und darum abzulehnen“, heißt es darin zum Beispiel. Weitere Forderungen des Papiers sind: ein flächendeckendes Angebot an Deutschkursen auch für jene, die nicht bereits einen dauerhaften Aufenthaltstitel haben, mehr bezahlbarer Wohnraum, bedarfsgerechte Bildungsangebote auch für Jugendliche und junge Erwachsene, eine bessere Anerkennung von Qualifikationen aus den Herkunftsländern sowie die Erlaubnis, dass sich Flüchtlinge innerhalb der Europäischen Union frei bewegen und Arbeitsplätze suchen dürfen.
Und was hält die Kirche vom „Project Shelter“? „Menschlich kann ich den Impuls sehr gut verstehen“, sagt Pfarrerin Heike Seidel-Hoffmann, die für die Diakonie Frankfurt Bürgerengagement für Flüchtlinge koordiniert, „allerdings ist er auch idealistisch“. Flüchtlinge, die gerade erst in Deutschland angekommen sind, befänden sich „in einer Transit-Situation, auch psychisch“, sagt Seidel-Hoffmann. Daher sei es nötig, „Strukturen zu schaffen und sozialarbeiterische Maßnahmen anzubieten.“ Auch so könne die Autonomie der Menschen gestärkt werden. Die Idee einer reinen Selbstverwaltung hält sie aus eigener Erfahrung für schwierig.
Im Gespräch ist inzwischen auch die Idee, aufgrund der Wohnungsnot Flüchtlinge in Privatwohnungen unterzubringen.