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Von – 18. Juli 2015

Zimmer frei

Die Unterkünfte für Asylsuchende werden auch in Frankfurt knapp. Kann es eine Lösung sein, privaten Wohnraum anzubieten?

Foto: Vichie81 / fotolia.com

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Es klingt so naheliegend. Wenn weltweit immer mehr Menschen auf der Flucht vor Krieg, Hunger und wirtschaftlicher Not sind – wäre es da nicht hilfreich, wenn jene, denen es gut geht, ihnen für eine begrenzte Zeit die Türen zu ihren Wohnungen öffneten? Denn auch in Frankfurt fehlt Wohnraum für Flüchtlinge. In Preungesheim wohnen seit Februar rund achtzig Männer und Frauen in einer Containeranlage.

Laut Manuela Skotnik, der Sprecherin von Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld, kamen 2014 rund 800 Flüchtlinge nach Frankfurt, für 2015 wird mit rund 1600 Menschen gerechnet. „Es gibt einen großen Druck im System“, sagt Skotnik. Etwa 1200 Plätze in Wohnungen und Wohnheimen sind vom Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe vermittelt, allerdings werden sie nicht nur zur Unterbringung von Flüchtlingen, sondern auch für Menschen ohne Wohnsitz genutzt.

Es sei durchaus eine Möglichkeit, als Unterkunft auch Zimmer in Privathaushalten zu vermitteln. Auch in solchen Fällen sei aber immer der Verein für Wohnraumhilfe zwischengeschaltet. „Das ist auch wichtig. Nicht jeder, der mit einer solchen Idee an den Verein herantritt, hat gute Absichten“, sagt Skotnik. „Man darf etwa zurecht skeptisch sein, wenn ein alleinstehender Mann angibt, dass er gerne eine junge Afrikanerin einladen möchte.“

Grundsätzlich könne der Verein behilflich sein, privaten Wohnungseigentümern Flüchtlinge als Mieter zu vermitteln, sagt dessen Geschäftsführer Peter Schäfer. „Wir würden dann gemeinsam mit dem Sozialamt versuchen, geeignete Familien zu finden und diesen dann die Kontaktdaten der potenziellen Vermieter weiter geben.“ Eine generelle Lösung sei das aber nicht. „Wenngleich einzelne Angebote durchaus wünschenswert sind, kann der Bedarf nachhaltig nur durch größere Projekte gedeckt werden“, sagt Schäfer.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid sollen 25 Prozent der Befragten dazu bereit sein, Flüchtlinge bei sich unterzubringen. Eine Handreichung für die Privatunterbringung von Flüchtlingen hat die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl herausgegeben. Darin heißt es: „Gehen Sie auf Flüchtlinge in ihrem Ort zu – suchen Sie Begegnungsstätten auf oder lernen Sie potenzielle Mieterinnen oder Mieter über Angebote oder die Vermittlung der örtlichen Flüchtlingsberatungsstelle kennen.“

Im Grundsatz hält es auch Pfarrerin Heike Seidel-Hoffmann vom Diakonischen Werk, die gemeinsam mit dem Verein für Wohnraumhilfe Bürgerengagement für Flüchtlinge in Frankfurt koordiniert, für hilfreich, wenn Privatleute übergangsweise jemanden aufnehmen. „Einer Familie würde ich es allerdings nicht empfehlen, da es doch einige Fallstricke im Zusammenleben gibt. Besser vorstellen könnte ich es mir zum Beispiel in einer studentischen WG.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 18. Juli 2015 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe , .

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Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de.