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Von – 15. September 2015

„Wir sind alle gefordert“

Auch in Frankfurt wollen viele Menschen Flüchtlingen helfen, doch die Koordination ist schwierig. Unterdessen plädieren die leitenden Geistlichen der evangelischen Kirche in Deutschland für legale Zugangswege nach Europa.

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Pfarrerin Heike Seidel-Hoffmann koordiniert ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge. Foto: Rolf Oeser

Heike Seidel-Hoffmann muss derzeit viel telefonieren. Die Pfarrerin mit dem Projektauftrag für Flüchtlingsseelsorge in der Unterkunft in Preungesheim hört immer wieder die gleiche Frage: Wie kann ich helfen? Wie kann ich Menschen aus Syrien oder Afghanistan, Eritrea oder Nigeria unterstützen, die ihr Heimatland verlassen mussten und sich dafür in Lebensgefahr begeben haben?

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer würden an allen Ecken und Enden benötigt, sagt Seidel-Hoffmann. Woran es fehle, seien aber Konzepte für die Koordination der vielen Angebote: „Wir brauchen als Kirche klarere Strukturen. Es läuft in den Stadtteilen und Gemeinden sehr viel Unterschiedliches, aber es fehlt eine Stelle, wo alles zusammenläuft.“ Aktuell verweist sie auf die städtische Initiative „Frankfurt hilft“, die zwar noch in den Startlöchern steckt, aber bereits ein Infotelefon freigeschaltet hat (069–68097350).

Besonders benötigt werde Hilfe im Alltag: Flüchtlinge zu Terminen begleiten, ihnen die Stadt zeigen oder auch mal nur einen Kaffee trinken. „Vielen fällt die Decke auf den Kopf. Sie wollen mal rauskommen aus der Unterkunft. Wenn jemand herkommt und fragt, was er konkret tun kann, überlege ich, zu welchem Flüchtling er oder sie passen könnte, und bringe beide zusammen“, sagt Seidel-Hoffmann.

Sachspenden: logistische Herausforderung

Schwieriger sei es, die massenhaft angebotenen Sachspenden zu bearbeiten. „Es rufen zum Beispiel etliche Menschen an, die Kleidung und Sachspenden besonders auch für Kinder und Jugendliche an uns übergeben wollen. Aber uns fehlen Logistik und Orte dafür.“

Hauptanlaufstelle für Sachspenden im Bereich der Diakonie Frankfurt ist der Ökumenische Familien-Markt in der Freiligrathstraße 37 in Bornheim. Von dort aus wird gespendete Kleidung nach Bedarf auch an den Tagestreff Weser 5 weitergeleitet, wo sich bedürftige Menschen kostenlos einkleiden können, sagt Jörn Dietze, Sprecher der Diakonie Frankfurt. Darunter sind viele Männer, Frauen und Kinder aus Bulgarien und Rumänien, die keine staatliche Hilfe bekommen.

Für die Versorgung und Unterbringung von Asylsuchenden ist hingegen die Stadt Frankfurt zuständig. 4000 Erwachsene werden nun erwartet, dazu bis zu 2000 unbegleitete Minderjährige. Mit Hochdruck sucht die Stadt nach Unterkünften.

Neue Container sollen unter anderem in den Stadtteilen Riederwald und Fechenheim aufgestellt werden. Außerdem laufen Gespräche mit der Messegesellschaft für die Zeit nach der Buchmesse. Heike Seidel-Hoffmann appelliert aber auch an die Kirchengemeinden: „Es gibt so viele Freiwillige, die Orte suchen, wo sie mit ihrer Hilfsbereitschaft andocken können. Für Gemeinden ist das eine Riesenchance, sich gesellschaftlich einzubringen.“

Für legale Zugangswege nach Europa

Die leitenden Geistlichen der evangelischen Kirche in Deutschland haben sich unterdessen mit einem Appell für eine Willkommenskultur zu Wort gemeldet. „Die wirksamsten Maßnahmen gegen die Gefahren auf der Flucht bestehen in legalen Zugangswegen nach Europa. Wir fordern deshalb legale Wege für Schutzsuchende und begrüßen Diskussionen über ein Einwanderungsgesetz, das neue Zuwanderungsmöglichkeiten für Menschen auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben eröffnet“, schreiben sie in einer gemeinsamen Stellungnahme.

http://evangelischesfrankfurtarchiv.de/2015/09/eine-chance-fuer-gemeinden/

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 15. September 2015 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de.