Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 6. Oktober 2015

Moderne Religion: Spagat zwischen Vielfalt und Beliebigkeit

„Die Zeiten sind vorbei, in denen es selbstverständlich war, an Gott zu glauben und in eine bestimmte Kirche zu gehen“, so der Erziehungswissenschaftler Nils Köbel. Heute können alle frei wählen, was sie glauben und wie sie ihren Glauben ausüben wollen (oder auch nicht). Wie positionieren sich Kirche und christliche Religion in dieser Situation?

Nils Köbel bei seinem Vortrag in der Gemeinde Nieder Erlenbach. Foto: Ilona Surrey

Nils Köbel bei seinem Vortrag in der Gemeinde Nieder Erlenbach. Foto: Ilona Surrey

Zum Thema „Religion in der Moderne“ sprach Köbel bei einem Abend in der Gemeinde Nieder-Erlenbach. Er unterschied dabei drei Strömungen: Erstens die „Vereinfacher“, die Religion so verstehen, wie sie auch ihren weltlichen Alltag verstehen. Sie sagen zum Beispiel: „Jesus ist ein Sozialdemokrat.“ Auf diese Weise können sie den Glauben reibungslos in ihr modernes weltliches Denken integrieren, aber eben gleichzeitig wird Religion dadurch auch banal.

Mehr im Blickfeld steht die Gegenseite dazu, nämlich der Fundamentalismus, der nur das Religiöse als „wahr“ und als Richtschnur für das Leben akzeptiert. Für diese Gruppe sei kennzeichnend, dass Geschichten aus der Bibel oder dem Koran wörtlich genommen werden, dass jede weltliche Überlagerung des Religiösen durch Wissenschaft, Kunst und Kultur abgelehnt wird – bis hin zur Zerstörung von Kulturgütern.

Als dritte, zu empfehlende Möglichkeit beschrieb Köbel den „induktiven“ Weg: Ihn gehen Menschen, die fest zu ihrer Religion und zu Traditionen stehen, sie aber nicht als Korsett betrachten, sondern als „Korpus“, in dem sie ihre persönlichen Glaubenserfahrungen abspeichern könnten. Menschen auf diesem Weg seien dialogbereit, wertschätzend und akzeptierten unterschiedliche Zugänge zum Glauben.

Wichtig sei es, sinnsuchenden Menschen die Kirche als Ort nahezubringen, in dem sie religiöse Erfahrungen machen können. Nicht zu lösen an diesem Abend war die Frage, wie der Spagat zwischen Vielfalt der Glaubenserfahrungen und Beliebigkeit zu lösen ist. Eine Richtschnur gab es aber: Nur wer authentisch ist, sei auch glaubwürdig, erklärte ein Pfarrer aus seinen Erfahrungen in der Konfirmandenarbeit.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 6. Oktober 2015 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe , .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+