Interessantes über den Hauptfriedhof
Der Frankfurter Hauptfriedhof, Anfang des 19. Jahrhunderts eröffnet, ist einer der wenigen alten und traditionsreichen deutschen Friedhöfe, die immer noch benutzt werden. Er ist, so der Stadthistoriker Björn Wissenbach, „einer der wenigen Orte in Frankfurt, die als unversehrtes Gesamtensemble alle Phasen der Geschichte überstanden haben“.
Das Buch „Der melancholische Garten“ von Ebba D. Drolshagen, soeben neu aufgelegt, lädt dazu ein, den Hauptfriedhof zu erkunden. Man erfährt, wie es dazu kam, dass er eröffnet wurde, und kann dann einen „Spaziergang“ zu einigen typischen Gräbern des 19. Jahrhunderts unternehmen.
Der zweite Teil handelt von Grabdenkmälern, ihren Ursprüngen und ihrer Symbolik. Das ist kulturgeschichtlich sehr interessant. Zum Beispiel wurde der Tod im Lauf des 19. Jahrhunderts immer „sanfter“ dargestellt – Sensenmann und Totenschädel des Barock werden mit der Aufklärung nach und nach von Todesengeln abgelöst.
Erstaunlich auch, dass die Idealfiguren auf den Gräbern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer femininer werden. Für eine mögliche Erklärung zieht Drolshagen eine These der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun heran: Seit Beginn des Industriezeitalters wurde die soziale Rolle des Mannes zunehmend mit „Aktivität“ und anderen Begriffen umschrieben, die Leben bedeuten, die soziale Rolle der Frau hingegen immer mehr mit Passivität und Schweigen gleichgesetzt, beides Begriffe, die auch mit dem Tod assoziiert werden.
Im Anhang des Buches findet sich eine Übersicht zu bekannten Frankfurter Persönlichkeiten und dem genauen Ort ihres Grabes. So erschließt das kenntnisreiche Buch über den Hauptfriedhof (mit zahlreichen Abbildungen) auch ein Stück Frankfurter Stadtgeschichte.
Ebba D. Drolshagen: Der melancholische Garten. Ein Spaziergang über den Frankfurter Hauptfriedhof, Waldemar Kramer Verlag, 227 Seiten, 16,90 Euro.