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Von – 23. Dezember 2015

Frohe Botschaft für Weihnachtsmuffel

Wer sich der Weihnachtsgeschichte über Markusevangelium nähert, kann den Sinn des Festes neu begreifen. Aufatmen können all jene, die an all dem Gerede von Babyzauber, Familien- und Liebesfest zu ersticken drohen. Gefeiert nämlich wird ein Augenblick. Es ist Weihnachten pur.

Frisch bezogen. Foto: Georg Magirius

Frisch bezogen.  Foto: Georg Magirius

Vier Evangelien im Neuen Testament erzählen die Geschichte Jesu Christi. Die bekannteste Weihnachtserzählung ist die nach Lukas mit Maria, Josef, Bethlehem, Krippe, Windeln, Engel und Hirten. Bei Matthäus ist ebenfalls von der Geburt die Rede, dazu von den Weisen aus dem Morgenland. Bei Johannes findet sich ein Lied, in dem es heißt: Im Anfang war das Wort. Das war bei Gott und Gott war das Wort. Und das Wort ward Fleisch.

Das Wunder der Knappheit

Die Geburtsschilderung im Markusevangelium ist verwegen. Wie erzählt Markus von Weihnachten? Knapp. „Das ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“ Ein Satz später ist Jesus erwachsen. Weihnachten erfüllt sich in einer Winzigkeit, nämlich in dem Wort „Anfang“. Es ist die frohe Botschaft für jene, die den Festtagstrubel fürchten, es ist das Evangelium für Weihnachtsmuffel.

Der dramaturgische Extremismus, mit dem Markus die Geschichte Jesu startet, kann die Sinne für den Kern von Weihnachten schärfen. In den Blick rückt die Wucht der Geburt, der Moment des ersten Schreis, der die Mauer einer lange aufgestauten Freude einreißt. Im Wagnis, dem Augenblick zu trauen, liegt der Zauber von Weihnachten. Die Freude der Heiligen Nacht heißt Beginn. Der Anfang heilt. Entdecken lässt er sich nicht nur in der Krippe von Bethlehem, sondern immer dann, wenn man die Decke vom Gewohnten hebt.

Alles ist verwandelt

Alles bleibt vertraut und dennoch ist die Welt verwandelt. Der Beginn verbirgt sich im ersten Schnee, der über Nacht den Boden frisch bezieht. Es kann ein Sandstrand sein, den das Meer glatt gewaschen hat. Die Freude an der Winzigkeit ist der erste Schluck, auf den ich mit großem Durst gewartet habe. Der Zauber der Geburt entfaltet sich, wenn der Dirigent den Taktstock hebt und der erste Ton in eine erwartungsvolle Stille klingt. Ein Klang – so unverbraucht, der Anfang einer göttlichen Geschichte.

Oder wenn im Fußballstadion nach dem Werbegedröhn der Pfiff des Schiedsrichters ertönt. Die Winzigkeit des Pfiffs im riesigen Stadion macht alles neu. Der Ball beginnt zu rollen und nur noch Menschenstimmen klingen von den Stadionrängen. Das Fest erfüllt sich, wenn Äpfel, Stollen oder Buttergebäck in den Ofen kommen. Zauberhaft plötzlich entlässt der Ofen einen Duft, der auf ewig junge Weise die Geschichte mit dem Titel Anfang erzählt.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 23. Dezember 2015 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Georg Magirius ist Theologe und Schriftsteller und Kolumnist bei "Evangelisches Frankfurt". Mehr unter www.georgmagirius.de.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Agathe Plattek schrieb am 23. Dezember 2015

    Hallo Herr Magirius,
    Wir wünsch Ihnen und Ihrer Familie ein frohes und gesundes Weihnachten und alles Gute für das Neue Jahr.
    Agathe Plattek u. Helga Gräf