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Von – 22. Dezember 2015

Jugendliche Flüchtlinge: Froh, hier zu sein

Der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit hilft minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen.

Vereint am 4. Advent: unbegleitete Jugendliche. Sie wollen nicht erkannt werden aus Sorge um ihre Angehörigen.

Vereint am 4. Advent: unbegleitete Jugendliche. Sie wollen nicht erkannt werden aus Sorge um ihre Angehörigen.

Bei einer Feier am vierten Advent in der Jugendkulturkirche Sankt Peter kamen sechzig unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, die in den vergangenen Wochen und Monaten vom Evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit in Frankfurt betreut worden sind, nochmals zusammen. Laut einem neuen Gesetz werden sie nun auf stationäre Einrichtungen in Frankfurt oder im Umland verteilt.

Pfarrerin Henriette Crüwell hat die Weihnachtsfeier mit Übersetzern und einer schönen Kerzenzeremonie, die auch ohne Worte verständlich war, gestaltet. Später tanzten die Jugendlichen einen afghanischen Tanz vor dem deutschen Weihnachtsbaum. „Wir sind sehr froh, dass dieses Projekt eine so tolle Entwicklung genommen hat“, sagt Miriam Schmidt-Walther, Leiterin des Evangelischen Vereins. „Der erste Eindruck, den die Jugendlichen von diesem Land haben, ist auf jeden Fall positiv. Viele haben mir gesagt, dass sie dankbar sind und froh, hier zu sein.“ 

An einem Mittwoch im September 2015 war der Anruf von der Stadt gekommen, Samstag wurden in einer Einrichtung am Frankfurter Berg Doppelstockbetten aufgestellt, und Sonntag kamen die ersten unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen aus Afghanistan und Syrien in ihre erste Unterkunft in Deutschland. Dreißig Plätze konnte der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit auf diese Weise zur Verfügung stellen, in denen von September bis Dezember rund sechzig Jugendliche aufgenommen wurden.

„Zum Glück haben wir genügend Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die arabisch und verschiedene afghanische Sprachen sprechen“, sagt Schmidt-Walther. „Etwa dreißig Mitarbeitende aus unseren Jugendeinrichtungen in der Stadt haben immer wieder mitgeholfen, um diesen jungen Männern beim Ankommen zu helfen.“ Bereits nach einer Woche unterrichteten zwei Lehrerinnen vormittags Deutsch als Fremdsprache.

„Einige Jugendliche haben sofort sehr zielstrebig und konzentriert am Sprachunterricht teilgenommen“, erzählt Johannes Löschner vom Jugendclub Praunheim, „andere lagen jede Nacht wach und haben geweint – alle haben ja Krieg und Flucht hinter sich.“ „Wir haben das Fernsehen abgeschaltet und viel mit ihnen geredet, sind mit ihnen zum Gesundheitsamt gegangen, zum Arzt und zum Jugendamt, wir haben Gesellschaftsspiele mit ihnen gespielt, sie in Jugendhäuser gebracht und mit ihnen gekocht“, sagt Pia Straßbuger, Leiterin des Jugendclubs Sachsenhausen, die das Projekt am Frankfurter Berg geleitet hat. „Natürlich haben sie Angst um ihre Familien in den Krisengebieten, – wenn sie noch Familien haben. Und bangen und hoffen auf dauerhaftes Asyl in Deutschland. Aber dann waren es auch wieder ganz normale Jugendliche, die nach der langen Reise meist schnell wieder aufgelebt sind und sich für die Dinge interessiert haben, die Jugendliche eben interessieren. Zum Beispiel ihre Frisur.“

Dank Ayhan Toprak, dem Leiter des Jugendhauses am Frankfurter Berg und dem Teenie Café Edwards Garden, haben auch viele Privatpersonen am Frankfurter Berg das Projekt schnell und nachhaltig unterstützt. Ein Bäcker stiftete etwa Brot und Kuchen, Handwerker brachten Seifenspender an und bauten Regale auf, afghanische oder arabisch sprechende Familien kochten mit den Jugendlichen und unterhielten sich lange mit ihnen. „Wir haben auch viel gelernt“, sagt Pia Straßburger. „Und nicht nur, auf wie viel veschiedene Arten man Reis zubereiten kann.“

Anfang November hat dann das Bundesgesetz die Verteilung junger Flüchtlinge neu geregelt: Sie wurden stationären Einrichtungen in Frankfurt oder umliegenden Kommunen zugeteilt. „Das kam ziemlich plötzlich und war nicht einfach für die Jugendlichen“, erzählt Straßburger. „Schon wieder ein Neuanfang.“ Viele seien aber jetzt ganz zufrieden, andere fänden die Heime, in die sie gekommen seien, nicht so gut oder das Landleben langweilig.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 22. Dezember 2015 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".