Über Weihnachten leeren sich die Krankenhäuser; viele Patientinnen und Patienten verbringen die Feiertage zuhause. Für diejenigen, die so krank sind, dass sie bleiben müssen, ist es dann umso schwerer.
Am Morgen des Heiligabend ist in den meisten Kliniken noch ein wenig Trubel. Letzte Patientinnen und Patienten werden entlassen oder für die Feiertage „beurlaubt“: Bleiben muss nur, wer zu krank ist, um ohne ärztliche Aufsicht zu sein, oder wer sofort operiert werden muss.
Wer Glück hat, erwartet Besuch. „Aber viele alleinlebende, ältere Menschen sind auch gar nicht unglücklich, dass sie an Weihnachten in der Klinik liegen“, erzählt Gisela Löbbers, Klinikseelsorgerin im Bethanien-Krankenhaus. „Es ist für sie besser, als alleine zuhause zu sein.“
Doch wenn der Abend des 24. Dezember näher rückt und damit die traditionelle „Familie-sitzt-zusammen“-Zeit, ist es wohl für niemanden leicht, im Krankenhaus zu sein. „Man verbindet Weihnachten ja mit Heilsein, mit etwas Schönem“, sagt Löbbers. „Das ist ein Widerspruch zum Kranksein.“ Sie geht dann über die Stationen und macht Besuche. „Das kann auch sehr traurig sein“, sagt die Seelsorgerin. „Ich erinnere mich an ein Weihnachten, an dem klar war, dass es für einen jüngeren Vater das letzte sein würde. Und da saß sein zehnjähriger Sohn auf dem Stuhl vor mir.“
Gegen fünf Uhr nachmittags wird in den meisten Krankenhäusern ein Gottesdienst gefeiert. „Ich spreche dabei durchaus auch die schwere Seite an“, sagt Pfarrerin Löbbers, „aber ich verbinde sie mit Hoffnung. Es ist ja die Nacht, in der Gott Mensch geworden ist.“ Es gibt nicht viele Frankfurter Kliniken, in denen am Heiligen Abend noch Programm ist. „Es ist schwer, Ehrenamtliche für den 24. zu finden“, erzählt Susanne Schmidt, Seelsorgerin im Bürgerhospital. Im Markuskrankenhaus geht ein Chor über die Stationen. „Da wird dann schon manche Träne gedrückt“, sagt Günter Harmeling, der dort seit zwanzig Jahren Pfleger ist. „Man weiß nicht so genau, ob aus schöner Rührung oder weil Erinnerungen wach werden.“
An Weihnachten nimmt sich auch Harmeling mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten und versucht die, die nicht zu krank dafür sind, mit ihren Bettnachbarinnen zu verbinden. „Wir regen dazu an, dass sie sich gegenseitig ein Geschenk machen“, erzählt auch Elisabeth Pauly, Klinikseelsorgerin im Markuskrankenhaus.
Am schwierigsten sei für viele die Zeit am frühen Abend, wenn es still im Krankenhaus wird und Erinnerungen kommen. „Da fallen sicher einige in ein Loch“, sagt Harmeling. „Doch wer schwer krank ist, schläft meist auch relativ früh ein.“ Nachts sei es dann in der Regel sehr ruhig. „Da kommt man sich in der Nachtschicht manchmal vor wie die Hirten auf dem Felde.“