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Von – 28. Januar 2016

Erste und letzte Liebe: „Fack ju Henry“ in Sankt Peter

Das Stück „Fack ju Henry“ des Theaters Landungsbrücken erzählt poetisch und pragmatisch die Geschichte von zwei krebskranken Jugendlichen. Zu sehen ist es in der Jugendkulturkirche Sankt Peter.

Pragmatisch und poetisch: Das Theaterstück "Fack Ju Henry" erzählt die Geschichte zweier krebskranker Jugendlicher, die sich ineinander verlieben. Foto: Rolf Oeser

Pragmatisch und poetisch: Das Theaterstück „Fack Ju Henry“ erzählt die Geschichte zweier krebskranker Jugendlicher, die sich ineinander verlieben. Foto: Rolf Oeser

Hazel Grace ist siebzehn und krebskrank. Henry – das ist der Name ihres Schilddrüsenkarzinoms. Eigentlich hält Hazel nichts von „den ganzen Krebsratgebern“, aber weil jeder in der Gruppentherapie seine Kampfansage einem personifizierten Tumor macht, fügt sie sich dem Namenstrend. Doch Henry „ist schon ok, er ist nur eine Nebenwirkung des Sterbens“.

Es ist diese Mischung aus Poesie und Pragmatismus, die einen mehr als einmal schlucken lässt auf den Zuschauerrängen der Jugendkulturkirche Sankt Peter. Das Stück „Fack ju Henry oder das Funkeln von Sternenstaub“ der Frankfurter Regisseurin Sarah Kortmann basiert auf der 2012 erschienenen und bereits verfilmten Romanvorlage „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ des US-Autors John Green – einem der meistgelesenen Jugendbücher der vergangenen Jahre.

Die Produktion ist eine Kooperation der Jugendkulturkirche Sankt Peter und des Theaters Landungsbrücken Frankfurt. Die Fallhöhe des Themas ist natürlich riesig, die Gefahr, in melodramatischem Todeskitsch zu versacken, ebenso: Hazel und Augustus, todkrank, lernen sich in der gruseligen Selbsthilfegruppe („Jesus Christus, wir Krebspatienten haben uns in deinem Herzen versammelt“) kennen, verlieben sich ineinander und fahren gemeinsam nach Paris.

Dass das heikle Unterfangen gelingt, liegt an den pointierten Dialogen. Die beiden philosophieren lakonisch und anrührend mit vorgeblich abgeklärter Ironie („Im Krebsgeschäft geht es um Wachstum“) über das Leben und den Tod, Hazel immer mit ihrer Sauerstoffflasche im Schlepptau (Metastasen in der Lunge), Augustus (Diagnose Knochenkrebs) mit Beinprothese.

Hazel weiß, dass sie bald sterben und die, die sie lieben, verletzen wird. Deshalb versucht sie anfangs auch, sich Augustus vom Leib zu halten. Doch gegen den hoffnungslos Verliebten kommt sie nicht an. Eine erste Liebe – und eine letzte.

Die Bühnenadaption des berühmten Stoffs hat Sarah Kortmann gemeinsam mit Lucia Primavera und Prisca Ludwig entwickelt, die ein spartanisches Bühnenbild kreiert hat. Es bleibt viel Raum, um Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Geborenwerden und Sterbenmüssen zu stellen.

Wunderbar sympathisch ist die Darstellung der Schauspielerinnen und Schauspieler: Marlene Zimmer als Hazel, die sich auch schwerkrank mit ihren Eltern zofft („Ihr wolltet doch immer einen normalen Teenager haben!“), Janning Sobotta als Augustus, der Tage vor seinem Tod auf der Intensivstation mit dem Humor der Verzweiflung Krebswitze erzählt („Arzt: Sie haben Alzheimer und Krebs. Patient: Oh gut, wenigstens kein Krebs!“) und Marius Schneider als ihr tieftrauriger, wütender und kalauernder Freund Isaak, dem die Krankheit das Augenlicht und die Freundin geraubt hat.

Der Erlös des Theaterabends geht an die den Verein Herzenswünsche, der todkranken Kindern Schönes ermöglichen will – auch wenn selbst dieses Anliegen vor dem beißenden Witz des Stücks nicht verschon bleibt. Hazel: „Am Ende landen doch alle im Europapark Rust.“

Die nächste Aufführung ist am 5. März um 16 Uhr.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 28. Januar 2016 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

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Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de.