Die Bibel ist voll traumhaft schöner Wünsche. Da ist etwa der Wunsch, dass aus Schlechtem Gutes wächst.
„Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen“, sagt Josef zu seinen Brüdern, als sie sich nach vielen Jahren wiedersehen. Wenn ich den Satz spreche, merke ich, wie sich jeder Missmut aus den Mundwinkeln verabschiedet. Ich muss lachen lachen, weil Dinge geschehen können, die unlogisch sind. Sie widersetzen sich der Planung.
Wenn das Geplante nicht eintritt, ist man gewöhnlich enttäuscht: „So viel trainiert, geübt, gelernt“, bilanziere ich. Und jetzt? Umsonst! So habe ich schon viele schöne Kräfte fördern wollen – wie zum Beispiel: Den Kaktus am Leben erhalten, der einige Male so rauschend rot zu blühen begann. Vergeblich.
Das Böse ist der Anfang einer Komödie
Josefs Brüder wollen allerdings nicht das Leben fördern, sondern den Tod. Sie tun viel, um Josef aus dem Verkehr zu ziehen, weil er nicht bescheiden ist. Da sind die Farben seines Rocks, dessen Leuchten er nicht verstecken kann. Die Brüder verprügeln und verkaufen ihn. Es ist umsonst. Denn das Böse ist der Anfang einer Komödie. Erzählt wird von einer Vergeblichkeit, die ermutigt, weil das Böse erfolglos ist.
Gerade einander eng verbundene Menschen können zuweilen eklig und brutal agieren. Oft sind es vermeintliche Winzigkeiten, unter denen ich leide. Freunde können erfinderisch darin werden, wirklich alles, was man tut, plötzlich ins Lächerliche zu ziehen. Weil man nicht bereit ist, seine Lust auf Farbe zu verstecken? Doch das Fallenstellen soll misslingen, wünscht die Bibel.
Josef ist am Ende mit seinem Leben mehr als nur zufrieden. Es geht ihm so gut, dass sogar die hungernden Brüder, die es böse wollten, genug zu essen haben. Selbst wenn es nur ein Märchen wäre, glaube ich ihm. Denn es ist ein wundersamer Wunsch: Aus Schlechtem wächst Gutes. Das Böse ist umsonst. Die Welt der Farben gewinnt. Und keiner ist da, der sich nicht freuen würde.
Von Georg Magirius erscheint im Februar das Buch „Gute Wünsche aus der Bibel“, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2016.