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Von – 22. September 2016

Viele Stadtteil-Friedhöfe in traurigem Zustand

Klagen über schlecht gewartete Stadtteilfriedhöfe häufen sich. Doch der Unterhalt von Trauerhallen und Grünanlagen ist teuer. Zudem hat sich die Bestattungskultur gewandelt.

Ist nicht mehr gut in Schuss: die Trauerhalle auf dem Stadtteilfriedhof in Zeilsheim. Foto: Ilona Surrey

Ist nicht mehr gut in Schuss: die Trauerhalle auf dem Stadtteilfriedhof in Zeilsheim. Foto: Ilona Surrey

Draußen platzt der Putz ab, drinnen dringt Feuchtigkeit durch die Wand, die Orgel ist kaum noch spielbar – die Trauerhalle auf dem Zeilsheimer Friedhof sei „für Trauernde unzumutbar“, sagt Pfarrer Ulrich Matthei. Im Juli schrieb der Kirchenvorstand der evangelischen Gemeinde daher einen Brief an das Grünflächenamt der Stadt.

Auch in anderen Stadtteilen wird über den schlechten Zustand der Friedhöfe geklagt: beschwerliche Gehwege, überquellende Abfallcontainer, wucherndes Grün. Im Alten Ginnheimer Friedhof ist die Mauer fast eingestürzt, in Nied haben Freiwillige die Trauerhalle kurzerhand selbst ausgebessert.

Hinter all dem steckt ein strukturelles Problem: Die Finanzierung der Friedhofspflege erfolgt überwiegend aus Gebühren. Doch das gestaltet sich zunehmend schwierig, wie Stephan Heldmann, der Leiter des Grünflächenamtes, erläutert. 80 bis 90 Prozent der Bestattungen seien heute Urnenbestattungen, diese Gräber benötigen aber weniger Platz; Rasengräber erst recht. Eine wachsende Zahl von Menschen wählt sogar eine anonyme Bestattung oder einen Friedwald und geht den Stadtteilfriedhöfen damit ganz verloren.

Deshalb ist auch die weitere Erhöhung von Gebühren nicht unbedingt ein Ausweg. Dass die Nutzung der Trauerhalle bei einer Urnenbestattung, die vielleicht zehn Minuten dauert, in Frankfurt saftige 89 Euro kostet, ärgert ohnehin schon viele, bestätigt Prodekan Holger Kamlah, der damals als Vertreter der evangelischen Kirche in der Friedhofskommission gegen diese Erhöhung argumentiert hat. Je teurer eine Bestattung mit traditionellem Grab wird, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen sich auch aus finanziellen Gründen für andere Bestattungsformen entscheiden.

Die zurückgehende Nachfrage habe zur Folge, dass immer mehr Flächen auf den Stadtteilfriedhöfen gar nicht mehr für Gräber benötigt werden, sagt Heldmann. Sie müssen aber dennoch gepflegt werden und verursachen also Kosten. Hinzu kommt, dass Frankfurt mit seinen 49 kommunalen Friedhöfen fast ebensoviele Begräbnisstätten unterhält wie die viel größeren Städte Hamburg oder Köln, und fast doppelt so viele wie München. Andere Kommunen kennen das Problem aber auch. Der Deutsche Städtetag hat im Juli gefordert, dass ein größerer Anteil der Kosten, die der Erhalt von Friedhöfen verursacht, aus Steuermitteln finanziert werden sollte. Tatsächlich sind Friedhöfe ja auch Kulturstätten und damit von allgemeinem Interesse.

Für Frankfurt sei ein Konzept unter dem Titel „Friedhof 2020“ erarbeitet worden, das demnächst den Ortsbeiräten vorgestellt wird, sagt Heldmann. In Oberrad solle bald ein Friedwald in Betrieb gehen, damit Menschen, die auf diese Weise bestattet werden wollen, nicht mehr in andere Kommunen abwandern. Beim „Tag des Friedhofs“ am 17. und 18. September bestehe die Gelegenheit, sich über die Pläne genauer zu informieren.

Die Trauerhalle in Zeilsheim, versichert Heldmann, müsse aber nicht auf „Friedhof 2020“ warten: „Die Renovierung ist eingeleitet, die Mittel sind schon genehmigt und eingeplant.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 22. September 2016 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Jutta Fey schrieb am 23. September 2016

    Das (neu gestaltete) „Evangelische Frankfurt“ habe ich seit langem einmal wieder von der ersten bis zur letzten Seite gelesen!
    Es hat mir so gut gefallen, das möchte ich Sie wissen lassen.
    Die neue Gestaltung fiel mir sofort auf und gefällt mir, obwohl ich auch an der vorigen nichts zu beanstanden hatte.
    Die Themen der aktuellen Ausgabe sind sehr gut recherchiert und aufbereitet, zeitpassend, also, aktuell und dürften auch jene ansprechen, die mit Kirche nichts „am Hut“ haben.
    Künftig werde ich mich der Lektüre dieser Zeitung wieder öfter widmen, ich hatte es wirklich vernachlässigt.
    Mit freundlichen Grüßen

    Jutta Fey