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Von – 7. April 2017

Evangelische Projektstelle zum Umgang mit Rechtspopulismus

Führende Vertreterinnen und Vertreter der Kirche haben sich wiederholt vom Programm der AfD distanziert, allerdings hat die Partei auch unter Kirchenmitgliedern viel Zustimmung. Jetzt richtet die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eine hauptamtliche Projektstelle ein.

Die Projektstelle soll dabei helfen, besser auf fremden- und demokratiefeindliche Tendenzen zu reagieren. Sie sei zunächst auf sechs Jahre befristet, teilte der Leiter des Zentrums für Gesellschaftliche Verantwortung, Christian Schwindt, dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Die Stellenausschreibung werde gerade vorbereitet.

Aus der Kirche gebe es zunehmend Anfragen zu diesem Themenfeld. Gemeinden wollten wissen, wie sie mit problematischen Äußerungen
bei kirchlichen Versammlungen oder Kindergarten-Elternabenden reagieren sollten. Oft gebe es auch Fragen, ob und wie sich die
evangelische Kirche beispielsweise an Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus beteiligen sollte. Das Thema sei in einigen Regionen
besonders drängend, da es auf dem Kirchengebiet einzelne rechtsextreme Hochburgen wie Büdingen gebe.

Auch der künftige Umgang der Kirche mit der AfD soll ein Thema für die Projektstelle werden. Regelmäßige Treffen zwischen Kirchenleitung
und Politikern wie bei den anderen im Mainzer und Wiesbadener Landtag vertretenen Parteien gibt es mit der AfD bislang nicht. Führende Vertreter der Kirche haben sich wiederholt deutlich von deren Programm distanziert, allerdings hat die Partei auch unter Kirchenmitgliedern viele Anhänger und Anhängerinnen.

„In der Kirche gibt es eine sehr große Unsicherheit“, sagte der Leiter des Demokratiezentrums Hessen, Reiner Becker, dem epd. Die Kirchen seien vielfach derjenige Ort, an dem gesellschaftliche Konflikte ausgetragen werden. „Es sollte nicht vorrangig um Abwehr gehen, sondern darum, die eigenen unumstößlichen Werte zu definieren“, erklärte der Marburger Wissenschaftler. „Dann müssten die anderen entscheiden, ob sie zu einer solchen Kirche gehören wollen.“

Pauschale Empfehlungen für den Umgang mit fremdenfeindlichen oder rechtspopulistischen Tendenzen seien aber kaum hilfreich. Alles komme auf den Einzelfall an.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 7. April 2017 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe .

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Kommentare zu diesem Artikel

  • G. Mueller-Debus schrieb am 7. April 2017

    Man muss die AfD ja nicht unbedingt moegen, aber sie ist gegenwaertig eine Partei, die innerhalb des demokratischen Spektrums zulaessig ist – trotz einiger Mitglieder in der Fuehrungsspitze, die aeusserst fragwuerdig erscheinen. Vielleicht gelingt es der Partei ja, sich dieser Personen und Meinungen zu entledigen – dann waere sie wohl im konservativen Bereich eine Konkurrenz zur CDU / CSU. Ob sie dann allerdings laengerfristig existieren koennte, waere fraglich – vor allem, wenn die CDU / CSU sich aus ihrem derzeit lauwarmen Mainstreamgehabe innerhalb der grossen Koalition herausbewegen und wieder konservatives Profil gewinnen wuerde.

  • Werner Hellwich schrieb am 3. Mai 2017

    Der Konflikt in den Gemeinden rührt ja nicht an einer unterschiedlichen Auffassung der unumstößlichen Werte.

    Sondern, es trennt Allem Voran die Frage: „Wie lebe das Liebesgebot in einem Rechtsstaat?“

    Es ist mE eben einem Irrtum, zu meinen, dass das Liebesgebot über dem Recht steht.
    Sondern die Wege der Liebe und Hilfe haben das Recht zu beachten und sie passen in das gute Recht.
    Das Liebesgebot kann man in jeder zugelassenen Partei und mit im unterschiedlichsten politischen Willen leben, denn es ist eben universell.
    Kirchenführer, die glauben, sie hätten in dieser Frage auf die Politik einzuwirken, sind mir suspekt.