Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 15. Januar 2014

„Mythos, Ekstase und Esoterik“ mit Angelo Branduardi

„Am Anfang war die Musik, dann erst kam das Wort“. Der Schöpfungsgeschichte gleich führte Angelo Branduardi in seine Kunst ein, sprach von „der Verbindung von Mythos, Ekstase und Esoterik“, die sich in seiner Musik widerspiegele.

Angelo Branduardi bei seinem Konzert in der Dreikönigskirche. Foto: Rolf Oeser

Angelo Branduardi bei seinem Konzert in der Dreikönigskirche. Foto: Rolf Oeser

Es war fast ein musiktheoretischer Aufsatz, ein Essay, mit dem der gerade 64 Jahre alt gewordene 63 Jahre alte Gitarrist und Sänger in sein Werk einführte. Insofern war es sinnig, in einem Gotteshaus aufzutreten, der Dreikönigskirche in Sachsenhausen.

Im Trio war der italienische Cantore angereist. Zu seiner Seite ein Akustikgitarrist, der die oft der Renaissance entlehnten Motive in der Musik Branduardis mit virtuosen Läufen adelte und wie nebenbei ab und zu noch reizvolle Akkorde dem elektrischen Klavier entlockte. Hinten im Chorraum ein Perkussionist und Schlagwerker, der die meist leisen und reduzierten Lieder rhythmisch reizvoll begleitete.

Werkschau aus vierzig Jahren

Der weisshaarige Wuschelkopf präsentierte eine repräsentative Werkschau aus vierzig Jahren weltweit erfolgreichen Musizierens. Hits wie „La Luna“ oder „Sotto Il Tiglio“ standen neben raren und bisweilen noch nicht konzertant gespielten Stücken wie etwa „Profumo D´Avencio“ oder „Lord Franklin“, eine epische Ballade irischen Ursprungs.

Vom Schamanen, der die Lieder seinem Publikum nahebringen muss, sprach der hagere Italiener, der die Kultur seines Landes immer wieder aufgesogen und absorbiert hat im Laufe des Konzertes in der fast schon überfüllten Kirche. Und erwies sich als politischer Beobachter des Weltgeschehens. Pries Che Guevara für seine politischen Visionen, betonte aber zugleich, dass er jede Form von Gewalt ablehne und interpretierte in hingebungsvoller Weise das Stück „1. Aprile 1965“, nach einem Brief, den der Revolutionär an seinen Vater geschrieben hatte.

Hommage an den Dichter William Yeats

Ein ganzer Block war Liedern gewidmet, die der Künstler Mitte der 1980er Jahre veröffentlicht hat. „Branduardi cante Yeats“ benannt, floppte das Album damals total, hat sich aber im Laufe der Jahre zum Kultobjekt gemausert. Hier singt er mit sonorer Stimmfärbung Gedichte des irischen Dichters William Butler Yeats. Später sang der Italiener zu subtilem Fingerpicking auf seiner semiakustischen Gitarre von Franz von Assisi, dem Heiligen, der dem heutigen Papst als Namenspatron diente.

Dass Branduardi Philosophie im Nebenfach studiert hat, merkte man den überaus originellen Moderationen immer wieder an. Da die akustische Wiedergabe der auch stimmungsvoll illuminierten Songs überaus plastisch und transparent gelang, darf man von einem absoluten Ausnahmekonzuert sprechen, das leider nach 95 Minuten schon endete. Eine Zugabe gab es aber als „Nachtmusik“ in deutscher Sprache.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 15. Januar 2014 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Kommentare zu diesem Artikel

  • Anette Senner schrieb am 16. Januar 2014

    Angelo Branduardi wird erst am 12. Februar 64 Jahre alt…

  • Antje Schrupp schrieb am 17. Januar 2014

    @Danke :)