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Von – 12. Mai 2014

Luther-Botschafterin Margot Käßmann: „Offen über Geld reden“

„Wir dürfen uns nicht schämen, über Geld zu reden“, sagte Luther-Botschafterin Margot Käßmann und ernte dafür viel Beifall beim 12. Fundraising-Forum der evangelischen Kirche in Frankfurt.

Margot Käßmann beim Fundraising-Forum der evangelischen Kirche in Frankfurt. Anschließend sprach die Luther-Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland auch vor der hessen-nassauischen Kirchensynode. Foto: Rolf Oeser

Margot Käßmann beim Fundraising-Forum der evangelischen Kirche in Frankfurt. Anschließend sprach die Luther-Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland auch vor der hessen-nassauischen Kirchensynode. Foto: Rolf Oeser

Was früher einfach Spendensammeln hieß, heißt heute „Fundraising“ und wird in vielen Gemeinden und diakonischen Einrichtungen professionell betrieben. Mit großem Optimismus, Humor und Überzeugungskraft warb Margot Käßmann, Botschafterin der evangelischen Kirche für das Reformationsjubiläum 2017, beim Frankfurter „Fundraising-Forum“ für eine Kultur des Gebens und Nehmens, in der sich Menschen ihrer Verantwortung für eine gerechte Welt bewusst sind.

Ihren einstündigen Hauptvortrag bei dieser Veranstaltung, zu der sich zum zwölften Mal rund 180 Ehrenamtliche und Hauptamtliche aus ganz Hessen eingefunden hatten, stellte Käßmann ironisch unter das Motto: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt“.

Handel und Geldwirtschaft gehören dazu

Handel und Geldwirtschaft gehören nach Käßmanns Überzeugung zum Leben und zur Gesellschaft dazu, und Reichtum an sich sei kein verabscheuenswerter Tatbestand und Sünde. „Gib des Kaisers was der Kaisers ist“, zitierte Käßmann die Bibel, Steuern und Geld müssten sein. Auch Protestantinnen und Protestanten müssten nicht „auf die schönen Dinge des Lebens verzichten“. Doch wer sich von Gier und Geiz leiten lasse, werde „innerlich unfrei“.

Käßmann richtete den Blick auch auf die innere Haltung der Menschen und warb für eine „Ethik des Geben und Nehmens“, die sie als „Lebenskreislauf“ beschrieb. Jeder Mensch erlebe im Laufe des Lebens Phasen oder Situationen, in denen er stark ist und geben kann, aber auch solche, in denen er schwach wird und auf Hilfeangewiesen ist. Scham sei da nicht angebracht, denn im Lebenskreislauf wechselten sich Geben und Nehmen eben ab.

Unterschiedliche Leistungen und Begabungen anerkennen

„Wir brauchen eine Anerkennung der unterschiedlichen Leistungen und Begabungen“, sagte Käßmann und mahnte in lutherischer Sprache: „Eine besenschwingenden Magd ist genauso viel wert wie ein Fürst“. Dass Menschen, die materiell arm sind, gesellschaftlich ausgegrenzt werden und Geld bei vielem eine große Rolle spielt, damit müsse sich die Kirche auseinandersetzen. Das könne sie glaubwürdig tun, wenn sie in eigenen Gelddingen transparent und verantwortlich handelt. Aus protestantischer Sicht müsse außerdem klar sein, dass der Weg zum Seelenheil nicht durch Ablass erkauft werden kann, sondern dass die innere Haltung vor Gott entscheidend sei.

Fundraising in eigener Sache betrieb Käßmann für die Renovierung Wittenberger Stadtkirche, die zum Reformationsjubiläum 2017 ein würdiges Bild abgeben soll. 1,5 Millionen Euro müsse die kleine Wittenberger Gemeinde selbst aufbringen, insgesamt koste die Sanierung 7,8 Millionen.

Reichtum hat immer die Armut als Gegenstück

Zuvor schon hatte Pfarrer Horst Rühl von der Diakonie Hessen dazu aufgefordert, „fröhlich und nicht verkniffen“ für Projekte zu werben, die zwar Geld kosten, aber Beispiele für „gelingendes Leben“ seien. An die „Banker und Geldvermehrer“ des Finanzplatzes Frankfurt richtete er die Mahnung, sich darüber bewusst zu sein, dass Reichtum immer ein Gegenstück habe, das Armut heiße.

Gastgeber für das 12. Fundraising Forum war die Deutsche Genossenschaftsbank (DG Bank) am Platz der Republik. Mehr Anmeldungen als je zuvor aus Diakonie und Kirche hatte es für dieses Expertenforum gegeben. Vielleicht oder gerade weil das Umfeld schwieriger geworden ist, wie Gastgeber Luis -Esteban Chalmovsky von der DG Bank in seinen Grußworten unterstrich.

Erstmals war auch die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck am Fundraising-Forum beteiligt. Workshops und Seminare wurden zu Themen wie „Großspenden und Erbschaften, Kirche mit gläsernen Taschen, Projektentwicklung und „Was macht einen guten Spendenbrief aus“ angeboten.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 12. Mai 2014 in der Rubrik Ethik, erschienen in der Ausgabe , .

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