Mit Bundespräsident Gauck wurde eine neue Ausstellung im Frankfurter Bibelmuseum prominent eröffnet. Gezeigt werden 72 Bibeldrucke in chronologischer Reihenfolge, darunter auch ein Erstdruck der lateinischen Gutenberg Bibel von 1454, der so wertvoll ist, dass er unter Polizeischutz nach Frankfurt gebracht wurde.
Luthers Bibelübersetzung sei streng genommen kein „Meisterwerk“, da er ja weder Handwerker noch Künstler gewesen sei, sagte Bundespräsident Joachim Gauck zur Eröffnung der Ausstellung „Luthers Meisterwerk – ein Buch wie eine Naturgewalt“ im Frankfurter Bibelmuseum. Gauck war zum Auftakt der Schau in die Dreikönigskirche gekommen, weil es „dem Staatsoberhaupt zukommt, eines der wichtigsten geistigen und kulturellen Erzeugnisse der deutschen Nation zu würdigen.“ Vor Prominenz aus Kirche, Stadt und Stadt-Gesellschaft unterstrich der ausgebildete evangelische Pfarrer aber auch, dass Luther in erster Linie Seel-Sorger gewesen sei: „Die ganze Kraft und Präzision seiner Übersetzung, die ganze Sprachgewalt und der poetische Zauber dienten dem Ziel der Verankerung des Wortes Gottes in den Seelen der Menschen – zu ihrem Heil.“
„Konstitutiv für unser kulturelles Gedächtnis“
Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und Schirmherr der Ausstellung, hob in seinem Festvortrag hervor, dass die Lutherbibel „konstitutiv zu unserem kulturellen Gedächtnis gehört“. Ein Satz wie „Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen“, habe eine andere poetische Kraft und Einprägsamkeit als etwa „Ihr werdet den Säugling gewickelt und in einem Futtertrog liegend finden.“ Die bekannte Aussage, Luther habe „dem Volk aufs Maul geschaut“ wolle sagen, dass man sich in der Sprache derer, zu denen man spricht, gut auskennen muss, wenn man gehört und verstanden werden möchte.
Luthers Sprache sei sehr anschaulich, und viele Redewendungen wie etwa „Fleisch und Blut“ oder „Perlen vor die Säue werfen“ fester Bestandteil der deutschen Sprache geworden. Bedford-Strohm gestand aber zu, dass die Prägekraft der Bibel heute deutlich nachlasse: „Es gibt so etwas wie einen kulturellen Gedächtnisverlust. Darum werden wir in Zukunft nach neuen kreativen Wegen suchen und neue Formen des kulturellen Gedächtnistrainings entwickeln müssen.“ Dieses Ausstellung tage dazu bei.
Worte zum Leben, nicht nur zum Lesen
Die entscheidende Bedeutung der Bibelübersetzung Luthers liege auch in der Gegenwart in ihrem religiösen Gebrauch, unterstrich der Bischof, einem „Gebrauch, der die Bibel unmittelbar auf die eigene Existenz, auf das eigene Leben bezieht.“ Luther habe Recht, wenn er schreibe, in der Bibel stünden „nicht Leseworte, sondern Lebensworte“. Diesen Satz zitierte auch Volker Jung, Kirchenpräsdident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Er sagte, die Ausstellung wolle Menschen der Moderne ermutigen, in die biblischen Traditionen einzutauchen.
In der Ausstellung im Bibelmuseum sind 72 Bibeldrucke in chronologischer Reihenfolge zu sehen. Darunter auch ein Erstdruck der lateinischen Gutenberg Bibel von 1454, der so wertvoll ist, dass er unter Polizeischutz nach Frankfurt gebracht wurde. Ausgestellt ist auch ein „Septembertestament“: Das ist Luthers erste Übersetzung des neuen Testaments, die mit einer Auflage von 3000 Bestseller der Buchmesse 1522 war. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm, darunter auch eine „Minerva App“, die Jugendliche den Zugang zu dem mittelalterlichen Thema erleichtern soll.
Die Schau ist bis zum 31. Dezember im Bibelhaus Erlebnismuseum am Museumsufer, Metzlerstraße 16, zu sehen. Alle Infos unter www.luthersmeisterwerk.de.