Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 2. April 2012

Intelligente Technik für die Wohnung

Vor allem ältere Menschen sollten frühzeitig technische Hilfssysteme in ihren Wohnungen nutzen. Über „schlaue Häuser“, Roboter-Robben und falsche Skepsis gegenüber Technik.

Spülmaschinen gehören in den meisten Haushalten dazu – doch damit hat es sich meist auch schon. Dabei könnte intelligente Technik nicht nur beim Umgang mit dreckigem Geschirr vieles erleichtern. Foto: Anne Kitzman/Fotolia.com

Während Autos immer mit dem neuesten technischen Schnickschnack ausgestattet sind, beschränkt sich der technische Standard im Haushalt meist auf Waschmaschine und Mixer. Da-bei passieren in Wohnungen „ein Drittel mehr Unfälle als im Straßenverkehr“, kritisierte Birgid Eberhardt vom „Verband der ­Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik“. Sie war eine der Referentinnen bei einer Morgenakademie zum Thema „Das schlaue Haus – Wohnen und Technik 2030“ in der Evangelischen Stadtakademie am Römerberg.

Vor allem für ältere Menschen wären „Intelligente Assistenzsysteme“ ein Gewinn, glaubt die Gerontologin. Zum Beispiel könnte der Fußboden automatisch einen Notruf versenden, wenn jemand stürzt oder längere Zeit keine Bewegung registriert wird. Oder ein Roboter könnte regelmäßig daran erinnern, Medikamente einzunehmen. Ein „schlaues Haus“ würde sich dabei auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner einstellen, den Alltag entlasten und Unfällen vorbeugen.

Auch der Frankfurter Psychologieprofessor Frank Oswald betonte, es sei ein „Luxus, sich von Technik fern zu halten“. Neben der Furcht vor Demenz sei es die größte Angst vieler älterer Menschen, die eigene Wohnung verlassen zu müssen. Dabei käme ihnen das „Ambient Assisted Living“, so der Fachausdruck für ein Leben in einer „helfenden Umwelt“, zugute.

Podium bei der Morgenakademie am Römerberg über die Chancen der Technik für eine älter werdende Gesellschaft. Foto: Ilona Surrey

Trotzdem seien viele Menschen skeptisch gegenüber zu viel Technik. Häufig scheitere der Einsatz auch an der Frage, zu welchem Zeitpunkt man zum Beispiel automatische Frühwarnsysteme anschaffen soll. Viele zögerten das zu lange hinaus, so wie der sprichwörtliche 95-Jährige, der sagt: „Das mache ich dann, wenn ich mal alt bin.“

Mit Vorbehalten kämpft auch die Soziologin Barbara Klein, die sich mit „emotionaler Robotik“ beschäftigt. So würden fast alle Studierenden zunächst ablehnend auf die Roboter-Robbe „Paro“ reagieren, ein Schmusetier, das sich bewegt und Töne erzeugt. Bei Kindern mit geistiger Behinderung und Demenzkranken könne diese Robbe aber erstaunliche Reaktionen hervorrufen. Ein Patient habe dadurch nach zwei Jahren wieder zu reden angefangen, in einem anderen Fall hätten spastische Anfälle und permanentes Schreien aufgehört. Natürlich sei klar, dass eine Roboter-Robbe niemals reale betreuende Personen ersetzen kann.

Die technologische Seite des Wohnens bereitet der Frankfurter Umwelt- und Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann bei alldem aber noch am wenigsten Kopfzerbrechen. Technik funktioniere nur in Verbindung mit Menschen, und deshalb sei die Frage nach den sozialen Kontakten die größte Herausforderung. Durch den demografischen Wandel gebe es in Zukunft nicht nur mehr ältere, sondern auch viel mehr alleinstehende Menschen, so Rottmann.

Frankfurt stehe vor dem Problem, dass viele Menschen hierher ziehen und der Bedarf an Wohnraum steige, gleichzeitig aber nicht immer mehr Freiflächen für den Wohnungsbau geopfert werden sollen. Die Grünen-Politikerin ist überzeugt, dass in Zukunft der öffentliche Raum an Bedeutung gewinnen wird.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 2. April 2012 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+